Sie benötigen einen Kredit? Wie Banken die Kapitaldienstfähigkeit berechnen

Gerade in den momentan wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Beantragung eines betrieblichen Kredits häufig unumgänglich. Ob und in welcher Höhe die Bank diesen genehmigt, hängt neben dem sogenannten Rating auch von der Kapitaldienstfähigkeit ab. Dahinter versteckt sich die Frage: Kann der Kunde auf Dauer die Rückzahlung seiner Kredite immer pünktlich und vollständig leisten? Um hier die eigene Verhandlungsposition realistisch einschätzen zu können, sollte man sich auf anstehende Bankgespräche gut vorbereiten.

Neben dem Rating (hier spielen unter anderem Kennzahlen aus der Bilanz eine Rolle) ist die Kapitaldienstfähigkeit eine wesentliche Grundlage jeder Kreditentscheidung. Ein Unternehmer, der einen Kredit beantragt, sollte daher nicht nur wissen, wie diese Berechnung funktioniert, sondern vor dem Bankgespräch auch selber rechnen.

Kreditgeber lassen sich zur Einschätzung der Kreditfähigkeit eines Unternehmers in der Regel den letzten Jahresabschluss, aber auch aktuelle Zahlen in Form einer Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) geben. Wenn Wünsche nach neuen Krediten im Raum stehen, werden häufig auch Planzahlen für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens verlangt.

Auf Basis dieser Zahlen wird der sogenannte „Cashflow“ des Unternehmens berechnet und für die Zukunft abgeschätzt. Der Cashflow soll aussagen, wie viel Liquidität dem Unternehmen nach Abzug aller Kosten im Laufe eines Jahres - oder auch der letzten Monate - zugeflossen ist.

Grundsätzlich kann der Cashflow unterschiedlich berechnet werden. Die meisten Kreditinstitute bedienen sich dabei einer recht einfachen Variante:

                          Jahresüberschuss

                ./.     außerordentliche Erträge

                ./.     einnahmenneutrale Erträge (z. B. Zuschreibungen)

                +       ausgabenneutrale Aufwendungen (z. B. Rückstellungen)

                +       Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen

                =       Cashflow

Diesen Liquiditätsüberschuss finden Sie natürlich nicht unbedingt auf dem Geschäftskonto. Das liegt unter anderem daran, dass von dort auch Geld genommen wurde, um Ersatzinvestitionen zu tätigen, Darlehen zu tilgen und nicht zuletzt – bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften – den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Diese „Verwendung“ des Cashflow ziehen die Banken ab und erhalten die sogenannte „freie Liquidität“. Wenn diese positiv ist, ist eine Kapitaldienstfähigkeit grundsätzlich gegeben.

Besonderheiten der Bank-Berechnungen

Nicht alle Kreditinstitute rechnen exakt nach dem gleichen Schema. Oft wird die Berechnung unterteilt nach Cashflow aus dem operativen Geschäft, der Finanzierung, den Investitionen und diese werden dann am Ende zusammengeführt zur Kapitaldienstfähigkeit. Aber auch die Abschreibungen sind ein besonderes Thema. Einige Banken ziehen die Abschreibungen pauschal zu 50 Prozent oder gar 100 Prozent wieder ab. Damit sinkt die Kapitaldienstfähigkeit oftmals dramatisch.

Wie lässt sich die eigene Verhandlungsposition verbessern?

Bevor ein Bankgespräch stattfindet, sollte man sich gut vorbereiten. Man sollte zum einen eine klare Vorstellung davon haben, was in den nächsten Monaten und Jahren an Cashflow zu erwarten ist und auch die Höhe der Ersatzinvestitionen in etwa kennen - und das Ganze optimalerweise auch zu Papier bringen. Mit einer eigenen Berechnung vor dem Kreditgespräch lässt sich in etwa einschätzen, wie es um die weitere Kreditvergabebereitschaft der Bank wohl bestellt sein wird: Hohe freie Liquidität und gutes Rating ergeben eine starke eigene Verhandlungsposition - oder im umgekehrten Fall eben leider nicht.

Gerade wenn es „eng“ werden könnte, sollte man sich informieren, wie die Bank die Kapitaldienstfähigkeit berechnet und gegebenenfalls eine eigene Cashflow-Rechnung dagegenstellen. Wenn die Berechnung der Bank Abschreibungen vom Cashflow abzieht, sollte man hiergegen versuchen zu argumentieren. Denn meistens wird die Wiederbeschaffung nach Ablauf der Abschreibungsfrist (oder auch später, wenn z. B. die Maschine länger als die acht Jahre der Abschreibungsfrist genutzt wird) ohnehin über einen Kredit finanziert.

Cashflow steigern!

Ein guter Ratschlag ist natürlich auch immer, den Cashflow zu verbessern. Das dürfte aber gerade in Corona-Zeiten nicht ganz einfach sein. Denn dazu müsste entweder der Umsatz gesteigert werden, also mehr oder teurer verkauft werden. Oder die Kosten müssen gesenkt werden.

Fazit

In ein Kreditgespräch sollte man immer gut vorbereitet gehen, insbesondere wenn die Geschäftslage nicht so rosig ist. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, dass Banken am liebsten kein Risiko eingehen. Daher muss der Gesprächspartner davon überzeugt werden, dass der Unternehmer das Geld auf alle Fälle pünktlich und vollständig zurückzahlen kann.

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