Nicht alles ist Gold, was glänzt: Gesundheitliche Risiken durch Homeoffice, Automatisierung und Zeitarbeit

Zu Ihrem 100jährigen Bestehen hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen Bericht zum Thema Gesundheit bei der Arbeit veröffentlicht. Sie ist zu einigen überraschenden Ergebnissen gekommen. Sie stellt etwa fest, dass durch Digitalisierung, Automatisierung und auch neue Arbeitsformen neue, vorher noch nicht bedachte gesundheitliche Risiken entstehen können.

In einem Bericht vom 15. April 2019 ("Safety an Health at the heart oft he Future of Work") zeigt die ILO aktuelle Entwicklungen auf und untersucht diese auf Gesundheitsrisiken.

So weist sie unter anderem darauf hin, dass sich durch neue Telekommunikationstechnologien das Homeoffice immer größerer Beliebtheit erfreut. Dadurch können zwar der Arbeitsweg und damit verbunden Stress und Unfallgefahren eingeschränkt werden. Da in Deutschland für die Einrichtung von Heimarbeitsplätzen jedoch nicht die gleichen Bestimmungen gelten wie im Betrieb, fehle es hier häufig an ergonomischer Ausstattung. Dazu kommt eine zunehmende Belastung durch die stärkere Nutzung von mobilen Geräten (Smartphone und Tablet) und die häufigere Arbeit im Sitzen. Aber ein Homeoffice könne auch psychologische Risiken bergen, zum Beispiel ein Gefühl der sozialen Isolation oder Stress durch ständige Erreichbarkeit.

Auch im Einsatz von Robotertechnik sieht die ILO Risiken in Bezug auf die Gesundheit. Auf der einen Seite werden im Rahmen der Automatisierung von Arbeitsabläufen Mitarbeiter von risikoreichen Umgebungen entfernt und Roboter schützen den Arbeitnehmer vor gefährlichen Aufgaben und vor damit verbundenen Stress-Situationen. Außerdem können automatisierte Analysen besser gefahren Erkennen und vor Gefahren warnen.

Aber auf der anderen Seite führe dies zu neuen Herausforderungen an solchen Arbeitsplätzen. Genannt werden hier insbesondere ergonomischen Risiken bei der Arbeit mit der Maschine, Belastung durch elektromagnetische Felder und die Unfallgefahr durch fehlendes Verständnis, fehlende Kontrolle oder falsches Vertrauen in die Funktionsweise der Roboter. Außerdem kann durch die Automatisierung das Gefühl entstehen, dass diese Arbeit auch viele andere machen können. Die damit einhergehende Jobunsicherheit kann zu psychologischen Belastungen führen.

Ebenso ein Problem kann die von vielen Beschäftigten gefeierte Teilzeitarbeit sein. Ebenso wie auch Zeitarbeit oder Bereitschaftsarbeit führt diese Art der Beschäftigung zu einem nachweislich erhöhten Verletzungsrisiko. Ein Grund dafür könnte in einer geringeren Anleitung durch die anderen Angestellten liegen. Häufig aber müssen Teilzeitbeschäftigte schlicht die unattraktiveren, risikoreicheren Aufgaben erledigen.

Auf der Grundlage dieser Erhebungen fordert die ILO eine Ausweitung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Sie ist der Meinung, dass Behörden, Arbeitgeber und Arbeitnehmer diese neuen Risiken untersuchen und Arbeitsstandards gegebenenfalls verbessern müssten. Die ILO setzt sich deshalb für eine stärkere Kooperation von Unternehmen, Behörden und Akteuren des Gesundheitswesens ein.

Zurück